„Üblicherweise stoßen sich große Moleküle voneinander ab, da einzelne Fragmente mehr Platz beanspruchen als kleinere. Dennoch gibt es Phänomene, in denen sich große Molekülgruppen offensichtlich anziehen“, erklärt Prof. Dr. Jan Paradies vom Department Chemie, der eine internationale Konferenz im Rahmen des DFG Schwerpunktprogramms 1807 Mitte Juli organisiert hat. Dies liege an den sogenannten London-Dispersionswechselwirkungen, schwachen attraktiven Kräften. Diese Kraft sei auch der Grund, warum z. B. der Gecko an Fensterscheiben ohne weiteres herlaufen kann, so Paradies weiter. Dies liege nicht an Saugnäpfen, wie man vielleicht zunächst vermuten würde, sondern an Millionen und Abermillionen kleinen Härchen an den Füssen. Jedes Härchen liefere eine zwar sehr schwache, aber dennoch attraktive Wechselwirkung mit der Glasoberfläche. Da sich die Wechselwirkungen über die unglaublich große Anzahl an Härchen aufaddieren, entsteht eine große Kraft, die es dem Gecko erlaubt, an Fensterscheiben zu haften.
„Dieses mikroskopische Phänomen tritt ebenfalls auf molekularer Ebene auf und ist Fokus des DFG-finanzierten Schwerpunktprogramms ‘Kontrolle von London Dispersionswechselwirkungen in molekularer Chemie‘“, erklärt Pradies. Im Rahmen einer internationalen Konferenz vom 16. bis 19. Juli trafen sich Wissenschaftler*innen an der Universität Paderborn, um aktuellste Forschungsergebnisse vorzustellen. Paradies: „Hier zeigte sich, dass der Effekt ebenfalls auf molekularer Ebene ein additiver ist und gezielt für die Entwicklung neuer chemischer Systeme eingesetzt werden kann. Dadurch lassen sich beispielsweise Aggregation von Molekülgruppen steuern, um neue Material- oder Moleküleigenschaften zu erhalten.“