Welche Pflanzenmilch hat die besten Nährwerte und welches Müsli unterstützt mich am besten bei einer ausgewogenen Ernährung? Seit einigen Jahren hilft der Nutri-Score Verbraucher*innen bei der Orientierung vor dem Einkaufsregal. Mithilfe des farblichen Kennzeichnungssystems lassen sich Lebensmittel einer Produktkategorie auf einen Blick vergleichen. Das wissenschaftliche Gremium aus unabhängigen Wissenschaftler*innen zur Entwicklung des Nutri-Scores („Scientific Committee“) hat nun den Algorithmus, auf dem das System basiert, weiterentwickelt. So sollen die Bewertungen künftig noch besser mit den nationalen Ernährungsempfehlungen der den Nutri-Score nutzenden Länder übereinstimmen. Mit Prof. Dr. Anette Buyken, Leiterin der Arbeitsgruppe „Public Health Nutrition“ am Institut für Ernährung, Konsum und Gesundheit, war auch eine Forscherin der Universität Paderborn Teil des Gremiums. Die Ergebnisse wurden nun vom Fachmagazin „Nature Food“ veröffentlicht.
Seit 2020 haben Lebensmittelhersteller in Deutschland die Möglichkeit, den Nutri-Score auf der Vorderseite von verpackten und verarbeiteten Produkten anzugeben. Seit dem 1. Januar dieses Jahres gilt nun der weiterentwickelte Algorithmus für die Ermittlung des Nutri-Score. Unternehmen haben eine Übergangsfrist von zwei bis drei Jahren, diesen umzusetzen. Günstige Nährstoffe bzw. Zutaten wie Ballaststoffe, Eiweiße, Obst und Gemüse werden positiv, zu hohe Gehalte an Salz, Zucker und gesättigten Fettsäuren negativ gewichtet. Der Nutri-Score bezieht sich dabei auf 100 Gramm oder 100 Milliliter eines Produkts.
Zucker, Salz und Süßstoff
Zu den Änderungen gehören u. a. strengere Bewertungen von Lebensmitteln mit vergleichsweise hohen Zucker- und Salzgehalten. „Eine günstigere Bewertung ist bei zuckerarmen Getränken möglich. Damit wird die Differenzierung der Lebensmittel anhand des Zuckergehalts zusätzlich erhöht. Außerdem werden Getränke mit künstlichen Süßstoffen künftig schlechtere Ergebnisse erzielen, um keinen Anreiz zur Verwendung von Süßungsmitteln zu schaffen“, erklärt Buyken.
Ungesättigte Fettsäuren fördern positive Bewertungen
Ballaststoffarme Getreideprodukte werden im Vergleich zu den ballaststoffreichen Varianten weniger günstig bewertet. Dadurch schneiden Vollkornbrote künftig besser ab als herkömmliche Brote. „Pflanzliche Öle mit einem hohen Gehalt an ernährungsphysiologisch günstigen ungesättigten Fettsäuren erzielen künftig bessere Bewertungen. Dies gilt grundsätzlich auch für Produkte mit fettreichem Fisch“, so Buyken. Verarbeitete Lebensmittel mit weißem Fleisch werden gegenüber Alternativen mit rotem Fleisch bessergestellt, um eine bessere Übereinstimmung mit den aktuellen Ernährungsempfehlungen zu gewährleisten.
Getränke-Algorithmus für besseren Vergleich von Milch(getränken) und Pflanzendrinks
Künftig unterliegen alle Lebensmittel, die getrunken werden, dem Getränke-Algorithmus. Heißt: Milchgetränke werden nicht mehr wie bislang mit dem Algorithmus für allgemeine Lebensmittel bewertet. Wasser bleibt weiterhin das einzige Getränk, das eine A-Bewertung erzielen kann. Bei Milchgetränken und Pflanzendrinks entscheidet v. a. der Fett- und Zuckergehalt über die Nutri-Score-Bewertung. Gesüßte Milchgetränke werden somit je nach Zuckergehalt schlechter eingestuft als ihre ungesüßten Alternativen.
„Durch die Überarbeitung des Algorithmus berücksichtigt der Nutri-Score jetzt besser die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Ernährungsempfehlungen. Er ermöglicht es Konsument*innen, Lebensmittel zu vergleichen und sich für eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu entscheiden. . Gleichzeitig konnten wir Widersprüchlichkeiten aus den Anfangsjahren beheben“, so Buyken, die gemeinsam mit weiteren unabhängigen Wissenschaftler*innen an der Überarbeitung mitgewirkt hat. Maximal zwei Mitglieder des Gremiums stammen aus dem gleichen Land. Aus Deutschland ist neben Buyken Dr. Benedikt Merz vom Max Rubner-Institut vertreten.